Die Siebträger Espressomaschine

Eine Siebträgermaschine ist wie ein Musikinstrument: Ein guter Musiker bringt auch aus einem einfachen Instrument einen guten Ton heraus, wohingegen ein Laie auch mit einer Stradivari keinen schönen Ton zu Gehör bringen kann.

Eine gute Siebträgermaschine liefert einen Brühdruck von ca. 9bar bei ca. 88°C Brühtemperatur. Viele Vollautomaten und Pad-Maschinen versprechen mit einem Werbeaufdruck sogar 15bar. Dies bezieht sich aber lediglich auf die theoretisch maximale Leistung der Pumpe bei entsprechendem Gegendruck. Eine Plastikbrühgruppe in einem Vollautomaten oder einer Pad-Maschine kann keine 9bar aufbauen! Dieser bewegt sich maximal in der Gegend von 4bar, und das ist für Espresso definitiv viel zu wenig!

Daher gehört ein Vollautomat in die Kategorie der Wasserfärbestationen und kann zwar ein trinkbares Warmgetränk produzieren, aber eben keinen Espresso!

Idealerweise wird das Wasser in einem Boiler/Kessel statt eines Durchlauferhitzers oder Thermoblocks erwärmt. Nur dies stellt die konstante Brühtemperatur beim Bezug sicher.
Hochwertige Maschinen besitzen statt einer Vibrationspumpe eine Rotationspumpe.

Meilensteine

1899: Moriondo entwickelte eine Maschine um mithilfe von Dampfdruck Kaffee zuzubereiten.
1901: Luigi Bezzera erfindet mit der Tipo Gigante in Mailand die erste Kaffeemaschine bei der mit Dampfdruck und heißem Wasser der Kaffee tassenweise einzeln ausdrücklich (Espressivo) für den Gast zubereitet wird.
1904: Desiderio Pavoni erwirbt das Patent von Bezzera und bringt die Ideale heraus.
1939: Der erste horizontal verbaute Brühboiler wird von La Marzocco verbaut.
1946: Achille Gaggia baut die erste Massenmarkt taugliche Maschine auf Basis einer Entwicklung von Cremonesis. Der Brühdruck wird nun nicht mehr über den Dampfdruck sondern mechanisch durch eine Stahlfeder erzeugt. Das geringe Volumen des Kompressionszylinders der Handhebelmaschine erklärt die bis heute die kleine Tassengröße des Espresso. Die Crema war geboren.
1961: Faema entwickelte die E61 Brühgruppe mit Wärmetauscher: Die erste Zweikreismaschine mit elektrischer Pumpe.
1970: La Marzocco bringt die erste Espressomaschine mit Dualboiler und gesättigter Brühgruppe heraus: Die La Marzocco GS.
1972: Die Firma Ulka entwickelte eine kleine elektrische Pumpe für Haushaltsmaschinen. Die Vibrationspumpe.
2001: Andy Schecter stattet die erste Espresso Maschine (eine Rancilio Silvia) mit einem PID Controller aus.

Einkreiser Espressomaschinen

Hier wird das Wasser in einen Boiler je nach Bezug auf die entsprechende Brüh- (ca. 88°C) oder Dampftemperatur (ca. 120°C – 125°C) erhitzt.

  • einfacherer Aufbau.
  • leicht zu entkalken.
  • günstiger als qualitativ gleichwertige Zweikreiser.
  • Beim Wechsel zwischen Kaffeebezug und Dampferzeugung muss die Maschine aufgeheizt bzw. entlüftet werden
  • für den Espresso Bezug wird Wasser aus dem Boiler verwendet.

Zweikreiserer Espressomaschinen

Zweikreiser haben ebenfalls einen Boiler. Allerdings wird hier das Wasser auf eine Temperatur von ca. 120°C – 125°C (1,25bar) erhitzt. Hierdurch läuft ein Wärmetauscher (HX), in dem das Wasser für den Espressobezug erhitzt wird. Im Prinzip also ein kleiner Boiler/Durchlauferhitzer (meist ca. 180ml) im Kessel.

  • Gleichzeitiger Dampf,- Heißwasser- und Espresso Bezug ohne Aufheizen und anschliessenden Entlüften möglich.
  • Für den Espresso Bezug wird Frischwasser aus dem Tank verwendet.
  • Entkalken sehr aufwendig.
  • Teurer als qualitativ gleichwertige Einkreiser.
  • Cooling Flush zumindest bei Maschinen mit E61 Brühgruppe notwendig 

Dualboiler Maschinen

Dualboiler Maschinen verwenden je einen Kessel für Heisswasser-/Dampf Bezug (Dampf-Boiler) und einen Kessel für den Espresso Bezug (Kaffee-Boiler).
Der Hauptunterschied zu Zweikreismaschinen liegt also darin, das statt des Wärmetauschers (HX) im Heisswasser-/Dampf Kessel ein zweiter seperater Boiler für den Kaffeebezug mit eigener Heizung verbaut wird.

  • Keine Überhitzungsprobleme.
  • Höhere Temperaturstabilität, auch bei hoher Durchflussrate.
  • Einfachere Brühtemperaturänderung möglich.
  • Je nach verbauter Brühgruppe meist kein Cooling Flush notwendig.
  • Deutlich höherer Wartungsaufwand.
  • Teurer als qualitativ gleichwertige Zweikreiser.
  • Höherer Stromverbrauch, wenn beide Boiler verwendet werden.

Kaufempfehlungen

In aufsteigender Reihenfolge. Achtung: Nur Maschinen welche ich auch selbst getestet habe!

Rancilio Silvia
Sehr guter Einkreiser mit Top Preis-/Leistungsverhätnis.

Bezzera BZ07 oder BZ10
Sehr beliebte Zweikreiser mit Kipphebeln und elektrisch beheizter Brühgruppe.

Bezzera Mitica TOP
Die Espressomaschine mit E61 Brühgruppe, Rotationspumpe und Festwasseroption.

Rocket R58
Dualboiler mit dem aktuell wohl besten Preis-/Leistungsverhältnis. Innovativ ist die PID Steuerung, welche sich in einem externen Gehäuse befindet und abnehmbar ist. Auch gefällt mir das Design mit den größeren Manometern sehr gut.

La Marzocco GS/3 AV
Die wohl beste Dualboilermaschine für den Heimbereich. Mit PID Steuerung und gesätigter Brühgruppe – handgefertigt in Florenz. Alles technisch Machbare wurde hier verbaut!

Stromkosten

Stromverbrauch eines E61 Zweikreisers am Beispiel der Bezzera Mitica TOP

Leerlauf: 5 Watt
Heizung: +1252 Watt
Pumpe (Bezug): +135 Watt
Leistungsaufnahmen (ca. Werte, gemessen)

Die Heizung springt ca. alle 2:17 Minuten für ca. 20 Sekunden an; in der 1. Stunde bis alles durchgeheizt ist, auch öfter. Die 1. Aufheizphase nach dem Einschalten (erstes Abschalten durch den Pressostaten) dauert ca. 9:54 Minuten.

Bei 24,44ct / kWh ergeben sich Leerlaufkosten (Einschaltphase vernachlässigt) von ca. 4ct je Stunde, bzw. 0,96Euro in 24 Stunden.